Entdecken Sie eine der ältesten Städte Europas: Argos
Das berühmte Heraion von Argos fungierte in der Mitte des ersten vorchristlichen Jahrtausends als verbindendes Element zwischen den einzelnen, ehemals mykenischen, Zentren der Argolis und symbolisierte gleichzeitig die Macht der Argiven.
Das beeindruckende Theater von Argos stammt aus hellenistischer Zeit und bot etwa 20.000 Zuschauern Platz. Unvergleichlich auch die römische Therme von Argos – eine der am besten erhaltenen Thermen Griechenlands – und natürlich die Ruinen der antiken Agora, dem einstigen Marktplatz der Stadt. Das Archäologische und das Byzantinische Museum von Argos sind einen Besuch wert.
Die Stadt Argos
Argos ist eine der am längsten durchgängig besiedelte Stadt Europas. Bis zum Ende des Neolithikums (um 3100 v. Chr.) reichen die gefunden Spuren der Besiedlung zurück und belegen damit eine ununterbrochene, aktive Nutzung der Stadt über einen Zeitraum von mehr als 5.000 Jahren. Aus mykenischer Zeit (ca. 1680 – 1050 v. Chr.), in der auch Argos von einer Burg bekrönt war, gibt es nicht mehr viele Überreste. Als ökonomische, künstlerische und politische Vormacht galt Argos vor allem in der archaischen Zeit – um 500 v. Chr. hatte Argos etwa 30.000 Einwohner 460 v. Chr. wurde die demokratische Verfassung in Argos ausgerufen und die Stadt eroberte die umliegenden Orte Tiryns, Mycenae und Midea. 27 v. Chr. fiel Argos ans Römische Reich. Nach einer langen Phase der Friedens wurde auch Argos 267 n. Chr. von den Herulern geplündert, weitere Stämme aus dem Osten taten ihr übriges. Im 5. Jahrhundert endlich gewann die Stadt wieder an Bedeutung, als sie zum Bischofssitz auserkoren wurde. Die Burg Larissa auf dem alten Burgberg der Stadt wurde im 12. Jahrhundert befestigt und war eine der stärksten Verteidigungsanlagen auf dem Peloponnes, wenngleich die Stadt 1463 an die Türken fiel, die sie, mit Unterbrechungen durch die Phase der Herrschaft der Venezianer, bis 1821 besetzten. In Argos wurde die erste Nationalversammlung der Griechen nach ihrer Befreiung abgehalten, bis schließlich das nahe Nauplia (Nafplion) für einige Jahre zur Hauptstadt Griechenlands bestimmt wurde.
Das Heraion von Argos
Die Lage
Das im 8. Jh. v. Chr. erbaute Heraion von Argos, das Hauptheiligtum der Göttin Hera, liegt zwischen Mycanae, Miedea und Argos; der Ort wird bei Pausanias als Prosyma bezeichnet. Das Areal des Heiligtums liegt auf einem der flachen Ausläufer des Bergs Euböa und ist auf einem mehrfach terrassierten Gelände angelegt. Der Fluß Eleutherion fließt ganz in der Nähe und diente der Priesterschaft und den Gläubigen für Reinigungs- und Opferrituale. Das Heiligtum war also für alle Einwohner der umliegenden Orte sehr gut erreichbar und konnte so unkompliziert als gemeinsamer Ort der Verehrung und als Versammlungsplatz genutzt werden. Die Nähe zu einigen umliegende Gräbern aus mykenischer Zeit, in denen die Vorfahren der Argiven ruhten, können als bewußt wahrgenommenes und verbindendes Element zur glanzvollen Zeit der mykenischen Kultur und einer damit einhergehenden Legitimation für die städtische Expansion und neu aufkommenden Machtansprüche in der Argolis gesehen werden.
Der Hera-Kult
Es ist wahrscheinlich, dass das Heraion von Argos das erste große Heiligtum der Hera auf dem griechischen Festland war. Die Göttin wurde hier aufgrund verschiedener Aspekte verehrt, die sowohl den Einzelnen, die Familie aber auch die Polis betrafen. Sie trat somit als multifunktionale Göttin auf, bei derem argivischen Kult ihre Rolle als „Königin“ der Götter und Gattin des Zeus hinter eher pragmatischen Aspekten in den Hintergrund trat. Sie wurde als Geburtsgöttin verehrt, war für das Erwachsenwerden und die Heirat zuständig, galt als Patronin der Familie und des familiären Wohlergehens. Aber ihre Zuständigkeit umfasste auch den Schutz des Staates und des Militärs, denn diese schützten wiederum die Haushalte und den Einzelnen. Hera vertritt in Argos starke weibliche aber auch eindeutige männliche Aspekte und wurde deshalb von beiden Geschlechtern gleichermaßen verehrt.
Die Feste
Verschiedene, jährlich stattfindende Feste wurde zu Ehren der Göttin veranstaltet, wie beispielsweise die Hieros Gamos zu Ehren der Hera und des Zeus. Das Heiligtum bereitete die jungen Frauen auf die Heirat vor, es wurden entsprechende Initiationsriten durchgeführt, auch wurden hier heilige Spiele in regelmäßigen Abständen veranstaltet.
Das Heiligtum der Hera
Der erste, sogenannte Alte Tempel, der sehr wahrscheinlich aus dem 7. Jh. v. Chr. stammt, befand sich auf einer etwa 56 x 34 m großen Terrasse, die mit Steinen im Kyklopenschema ausgelegt war, eine weitere Reminiszenz an die vergangenen Zeiten. Es folgten eine nördliche Stoa mit einer Grundfläche von ca. 62 x 9 m (7./6.Jh. v. Chr.) und eine weitere im Nordosten mit einer Fläche von ca. 21 x 7 m. 460 v. Chr. eroberten die Argiven die nahegelegenen Staaten Mycenae, Tiryns und Midea; die zu diesem Zeitpunkt bereits eingeleiteten Umbaumaßnahmen des Heraion spiegelten diese Veränderungen in der politischen Vormachtstellung deutlich wieder. Die beiden alten Stoen wurden mittels eines Treppenaufgangs zum Alten Tempel miteinander verbunden, eine südliche Stoa wurde errichtetet und ein weiteres Gebäude im Osten ergänzt. Anscheinend gab es auch schon Pläne für einen neuen Tempel klassischen Stils, die aber erst durchgeführt wurden, als der alte 423 v. Chr. – wohl aufgrund einer Unachtsamkeit einer Priesterin – abbrannte. Der neue Tempel wurde im Jahrzehnt 420/410 v. Chr. auf einer weiteren Terrasse erbaut und bot mehr Platz, gleichzeitig war er ein weithin sichtbares Machtsymbol der Argiver.
Das hellenistische Theater von Argos
Mit einem Fassungsvermögen von etwa 20.000 Plätzen zählt das hellenistische Theater von Argos zu den größten Theatern des antiken Griechenlands. Es schmiegte sich an die südöstliche Seite des Burghügels und war so mit der Agora verbunden, gleichzeitig überblickte es die antike Stadt und war auch vom Argolischen Golf aus sichtbar – ein beeindruckender Anblick!
Das Theater wurde in hellenistischer Zeit, im frühen 3. Jh. v. Chr., erbaut und ersetzte das ältere Theater der Stadt aus dem 5. Jh. v. Chr., das etwa 100 m weiter südlich lag. Das neue Theater diente der Veranstaltung von Musik- und Theaterwettbewerben, die im Rahmen der panhellenischen Nemeischen Spiele ausgetragen wurden. Ursprünglich hatten die Spiele im Zeus-Heiligtum von Nemea stattgefunden, wurden dann aber, genau wie die Heraischen Spiele, sinnvollerweise nach Argos verlegt.
Den vier Stämmen von Argos entsprechend ist die gigantische Cavea, also der Zuschauerraum, durch Treppen in vier konische Blöcke geteilt, die wiederum durch Podeste in drei horizontale Abschnitte gegliedert wurden. In der Mitte befinden sich 83 in den Fels gehauene Sitzreihen; weitere Ränge auf beiden Seiten sind auf künstlichen Dämmen befestigt, die von Mauern gestürzt werden. Das ursprünglich kreisförmige Orchester wurde ebenfalls zum größten Teil aus dem Felsen gehauen; in seiner Mitte befinden sich zwei Reliefs, ein Kreis und zwei Linien für die Führung des Chors. Die charonische Treppe, ein unterirdischer Gang, der das Orchester mit den Umkleideräumen verband, ermöglichte das Erscheinen der Toten und der chthonischen Gottheiten während der Aufführungen. Das ursprüngliche szenische Gebäude wurde aus kunstvollem Kalkstein gebaut und bestand aus dem Proszenium, dem Bühnenvorbau (24,40 x 2,50 m), der innen mit einer ionischen Kolonnade verziert war, aus dem ebenerdig gelegenen Bühnenvorbau über den Umkleideräumen und aus einem Portikus mit dorischer Kolonnade an der Vorderseite (24 x 5,60 m).
Renovierung und Umbau unter Kaiser Hadrian
Das Theater wurde 120 n. Chr. unter Kaiser Hadrian umgebaut und an seine neuen Aufgaben angepasst. Es war nun Schauplatz verschiedener Feste und diente der Veranstaltung von den beliebten Scheinjagden und Gladiatorenkämpfen. Zu diesem Zwecke musste die Kapelle und Szene eigens umgebaut werden, man erweiterte das Bühnengebäude und verdeckte damit einen Teil der Orchestra. Das Proszenium wurde in eine zweistöckige marmorverkleidete Logenbühne mit umgewandelt, die mit korinthischen Kolonnaden, Mosaiken und Statuen geschmückt war. Ein Teil der Cavea war mit einem Tuch überspannt, um die Zuschauer vor der Sonne zu schützen.
Ausgrabungen und heutige Nutzung
Die Grabungsgeschichte des Theaters beginnt Ende des 19. Jahrhunderts mit den Ausgrabungen der Französischen Schule in Athen, die bis in die späten 1980er Jahre andauerten. 2004 wurden die Restaurierungs- und Konservierungsmaßnahmen abgeschlossen, so dass heute in dem phantastischen Ambiente wieder Veranstaltungen stattfinden können.
Das Foto zum Beitrag stammt von Anastasios Tselepatiotis auf Unsplash
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