Olympiada auf der Landzunge Sithonia, ein wunderschöner kleiner Urlaubsort
Veria – Antikes Beroia, biblisches Beröa und osmanisches Karaferya
„Das kleine Jerusalem Griechenlands“
Die Stadt Veria liegt keine 100 km von Thessaloniki entfernt in der zentralmakedonischen Tiefebene im Norden Griechenlands. Im Westen wird die Stadt von den Ausläufern des Vermio-Gebirges begrenzt. Hier entspringt auch die Quelle des Tripotamos, der malerisch durch die charmante Stadt fließt. Der altgriechische Name Verias, Beroia, ist wohl auf die gleichnamige mythologische Gestalt Beroia zurückzuführen. Veria gehört zu einem der ältesten Siedlungsgebiete Griechenlands; archäologischen Fundstücke datieren bis in das Jahr 6250 v. Chr. Neben der Hafenstadt Thessaloniki spielte das im Landesinneren gelegene Veria in der Region zu allen Zeiten eine wichtige Rolle – eine Fülle an archäologischen Funden dokumentiert dies.
Die hellenistische und römische Zeit in Veria
In hellenistischer Zeit erlebte die Stadt unter den Diadochen Alexanders des Großen ihren größten Aufschwung. Als Veria und das gesamte Makedonische Königreich 168 v. Chr. schließlich an das Römische Reich fiel, wurde es Teil der römischen Provinz Makedonien.
Veria, Metropolit der römischen Provinz
Unter der Herrschaft der Römer entwickelte und vergrößerte sich Veria stetig und wurde sogar zur Hauptstadt der Provinz. Um 50 n. Chr. predigte der Apostel Paulus in Verias Synagoge – offensichtlich vermittelte er die christliche Botschaft mit Erfolg, denn nur wenige Jahre später sollte hier eines der frühesten Bistümer Europas entstehen. Ausgestattet mit den Privilegien der Pax Romana wurde das sicher im Hinterland liegende und von fruchtbarem Land umgebene Veria, das mit zahlreichen Städten blühenden Handel trieb, zu einer der größten und am dichtesten besiedelten Städte Makedoniens. Alle fünf Jahre wurden hier Festspiele zu Ehren der Kaiser veranstaltet. Aus aller Welt strömten Wettkämpfer und Besucher nach Veria, die 56 n. Chr. als einzige makedonische Stadt den Beinamen Metropolis erhielt. Veria profitierte von seinem Bekanntheitsgrad in der antiken Welt, und zahlreiche Fremde mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen hielten sich dort vorübergehend auf, oder siedelten ganz in die lebendige Stadt um. Sie brachten neue Kulte mit und sorgten dafür, dass auch ihre Gottheiten Tempel erhielten.
Etliche Funde deuten auf eine sozial und kulturell extrem gut funktionierende Stadt hin. Überreste von großen Baukomplexen (Amphitheater), ein klug angelegtes, mit Säulen ausgestattetes Straßensystem, gesäumt von Geschäften und Wohnblöcken sowie öffentliche Bäder zeugen nicht nur von einer starken wirtschaftlichen Basis, sondern auch von einem großen Engagement seitens der Einwohner Verias.
Das byzantinische Veria
In byzantinischer Zeit war Veria – zumindest politisch – von geringerer Bedeutung. Allerdings bildete die Stadt mit ihren zahlreichen Klöstern und Kirchen ein wichtiges geistiges und religiöses Zentrum unter dem byzantinische Kaiser Johannis VI. Katakouzenos (1295 – 1383) Von zeitgenössischen Quellen wurde Veria als „einwohnerreich“ beschrieben. Wirtschaftlich ging es Veria extrem gut, es wurden annähernd die gleichen land- und forstwirtschaftlichen Produkte wie heute angebaut und verarbeitet. Eine große Anzahl an Wassermühlen machte das Färben und Bleichen von Stoffen möglich, für das Veria weithin bekannt war. Daneben baute man hier Marmor und kostbare Erze ab und verarbeitete die Materialien in den ortsansässigen Werkstätten. Handel fand nicht nur mit Thessaloniki und Konstantinopel statt. Produkte der Region wurden, dank der guten Verbindungen jüdischer Händler, international vermarktet.
Veria im Osmanischen Reich
Bereits seit dem 14. Jahrhundert lebten Osmanen, bzw. Türken in Veria. Die offizielle Eingliederung in das Osmanische Reich fand allerdings erst im 15. Jahrhundert statt und hatte den weiteren Zuzug nicht-christlicher Familien zur Folge. Um 1570 war der Anteil christlicher und muslimischer Einwohner annähernd gleich, einige Jahrzehnte später fanden zwei jüdische Gemeinden Erwähnung.
Während der osmanischen Zeit wurden die meisten Kirchen in Moscheen umgewandelt, aufgegeben oder verödeten. Die Stadt erfuhr eine Zweiteilung in muslimisch / jüdische und christliche Viertel. Als bedeutendes Handels- und Handwerkszentrum entsteht in Veria eine der ersten griechischen Schulen Makedoniens. Zahlreiche Geschäfte, eine große Markthalle, 15 Karawansereien und 300 Wassermühlen prägten das Stadtbild. Tuchmacher produzierten Wollwaren, Badetücher und Seidenstoffe.
Wieder griechisch
Zum Schauplatz des griechischen Unabhängigkeitskrieges (1821-1829) wurde Veria 1822 – wenngleich dieser doch mit einer Niederlage der Griechen endete. Anfang der 1860er Jahre vernichtete ein Großbrand weite Teile Verias, die jedoch wieder aufgebaut wurden.
Am 1. November 1912 eroberten die Griechen Veria von den Osmanen zurück, und die Stadt wurde in das Königreich Griechenland eingegliedert. Der im Vertrag von Lausanne zwischen der Türkei und Griechenland vereinbarte Bevölkerungsaustausch führte zu einer starken Umstrukturierung in der bis dato religiös diversen Bevölkerung Verias. Die türkischen Einwohner mussten die Stadt verlassen und wurden durch griechischstämmige Geflüchtete aus Kleinasien, dem östlichen Thrakien und der Schwarzmeerregion ersetzt.
Das Licht ist in Vergina sehr besonders
Die Ausgrabungsstätte von Vergina / Aigai
1861 begannen die Grabungen in Vergina unter der Leitung des französischen Archäologen Léon Heuzey (1831-1921) und des preisgekrönten Architekten Pierre Jérôme Honoré (Henry) Daumet (1826-1911), Mitglied der École francaise d’Athènes. Napoleon III., der sich für die Schlachtfelder Gaius Iulius Caesars interessierte, vor allem aber für die Schlacht von Pharsalos, gab die Grabungen in Auftrag; ihm war auch der ausführliche, mit wunderbaren Zeichnungen von Daumet ausgestattete Grabungsbericht gewidmet, der 1876 erschien. Die beiden Franzosen hatten auf ihrer Mission ein makedonisches Grab in der Nähe von Palatitia entdeckt und einige der dort ans Licht gebrachten Fundstücke an das Musée du Louvre in Paris übergeben.
Die modernen Grabungen
Der Löwenanteil an den Grabungen in Vergina fand allerdings zwischen 1949 und 1992 unter der Leitung des griechischen Archäologen Manolis Andronikos (1919-1992) statt, der als Professor an der Aristoteles-Universität in Thessaloniki lehrte. Andronikos fand 1977 das ungeplünderte Königsgrab, das – nicht ohne Zweifel – als letzte Ruhestätte Phillips II. vermutet wird. Der Fund erregte weltweites Aufsehen und förderte das internationale Interesse an der Archäologie Griechenlands einmal mehr. Bis zu seinem Tod 1992 leitete Andronikos die Grabungen weiter. Anlässlich seines 100sten Geburtstags wurde eine 2-Euro Gedenkmünze mit dem Porträt des Nationalhelden mit einer Auflage von 750.000 Stück geprägt. Vergina wurde und wird weiterhin systematisch ausgegraben, aktuell unter der Leitung von Dr. Angeliki Kottaridi, Direktorin des 17. Ephorats der vorgeschichtlichen und klassischen Antiken. Ein Museum, in dem viele der Fundstücke untergebracht sind, sowie ein virtuelles Museum sind neben den eigentlichen Ausgrabungen zu besichtigen.
Blühender wilder Kirschbaum in Stageira auf Chalkidiki
Makedonien – Königreich ohne Hauptstadt
Die Makedonen waren um 1200 v. Chr. in den Norden Griechenlands eingewandert und sind ab etwa 700 v. Chr. als eigenständige Gesellschaft zu betrachten. Angeführt wurden die Makedonen von einem durch die Heeresversammlung gewählten König. Die Heeresversammlung setzt sich aus Repräsentanten des Reiteradels zusammen, die gleichzeitig das Militär bildeten; aus keiner anderen Bevölkerungsgruppe wurden Soldaten rekrutiert. Das Gros der makedonischen Bevölkerung waren freie Bauern und Hirten, was bedeutet, dass sie, anders als die Griechen, dem Adel nicht verpflichtet waren und das Land besaßen, das sie bewirtschafteten.
Der sagenhafte Reichtum der Makedonen resultierte aus der Ausbeutung von Silberminen, die die stetigen Nachschub an finanziellen Mitteln zuverlässig sicherten.
Die starke ländliche Prägung des makedonischen Reiches verhinderte über lange Zeit einen ausgeprägten Städtebau. So existierte zunächst auch keine Hauptstadt, die als Königsresidenz oder Verwaltungszentrum hätte genutzt werden können. Stattdessen zogen die Könige mit ihrem Hofstaat von Palast zu Palast – und davon gab es einige: in Aigai (Vergina), Pella, Dion, Thessaloniki, Odessa und Aiani.
Die makedonischen Palastanlagen
Die Palastanlagen der Makedonen befanden sich immer auf Erhöhungen und hatten einen Ausblick auf die sie umgebende Landschaft. Zahlreiche, um einen Innenhof versammelte Speiseräume, die mit Klinien ausgestattet waren, weisen auf eine rege Besuchs- und Festkultur hin. Aufwendige Gastmähler, die der König und der Adel veranstalteten, waren dementsprechend von großer gesellschaftlicher und politischer Bedeutung. Hier traf man sich und leistete das, was man heute als Netzwerkarbeit bezeichnen würde. Kostbare Gastgeschenke, die zu solchen Anlässen überreicht wurden, mögen die eine oder andere Entscheidung beeinflusst haben.
Totenkult
Prunk und Luxus waren dem Adel wichtig, denn auch einfache Alltagsgegenstände wurden aus kostbaren Materialien von versierten Handwerkern angefertigt. Reichtum und Überfluss wurden gelebt und spielten deshalb auch im Totenkult eine große Rolle. Die prächtigen Begräbnisfeiern des Adels, die über Tage andauerten, sollten die Eindruck unermeßlichen Reichtums verstärken.
Die Grabanlagen
Die Grabanlagen der makedonischen Adeligen befanden sich in den besten Lagen, waren aufwendigst gebaut und mit äußerstem Aufwand ausgestattet. Prunkvolle Grabbeigaben wurden eigens für diesen Zweck angefertigt oder dem alltäglichen Bestand entzogen, so dass sich nicht nur den Zeitgenossen, sondern auch dem gegenwärtigen Betrachter der Eindruck von unermesslichem, nicht versiegendem materiellen Reichtum aufdrängt. Was für ein ungeheurer Luxus ist es – nicht nur aus heutiger Sicht – , die Grabanlagen zunächst als Imitat eines Wohnhauses mit „Prunkzimmer“ zu planen, zu bauen, zu dekorieren und mit den kostbarsten Gaben zu füllen, um dann, nach der Bestattung, den Eingang – idealerweise – für immer zu schließen und alles mit Erde zu überschütten.
Das Antikengelände von Dion
Auf dem Ausgrabungsgelände von Dion sind die Überreste der Stadtmauer zu sehen, die um 300 v. Chr. (wohl unter Kassander) errichtet worden ist und das quadratische Areal der Stadt umschloss. Quadratische Türme, die in regelmäßigen Abständen erbaut wurden, sicherten die Verteidigung. Die Befestigungen aus klassischer Zeit wurden um 220 v. Chr. zerstört, als das makedonische Heiligtum von den Ätolern unter Skopas geplündert wurde. Rasch wurde die Stadtmauer aber wieder aufgebaut und dann bis 250 n. Chr. unter der römischen Herrschaft über die Colonia Iulia Diensis ihrem Verfall überlassen. Erst danach wurde die Stadtmauer erneut zwei mal befestigt, bis Dion im 5. nachchristlichen Jahrhundert in Vergessenheit geriet.
Die Ausgrabungen im Stadtgebiet brachten vor allem Funde aus der römischen und byzantinischen Zeit zutage. Aus der hellenistischen Zeit stammt die die Stadt von Norden nach Süden durchquerende Hauptstraße und die Nebenstraßen, die senkrecht und Parallel zur Hauptstraße verlaufen und damit ein hippodamisches Schema belegen. Die innerhalb diese Schemas entstandenen Wohnblöcke enthielten Wohnungen, Läden, Thermen und Werkstätten aus dem 2. und 3. nachchristlichen Jahrhunderts , die bei den Grabungen freigelegt wurden und den Reichtum der ersten römischen Kolonie in Makedonien demonstrieren. Die mit Skulpturen und Mosaiken reich dekorierten „Großen Thermen“, also die öffentlichen Bäder von Dion, boten ihren Besuchern auf nahezu 4000 m2 alle zu erwartenden Annehmlichkeiten und wurden durch ein komplexes Rohrsystem mit frischem Wasser versorgt.
Olynthos
Die klassische Stadt mit ihren Wohnhäusern
Die klassische Stadt befand sich auf dem nördlichen Hügel und besaß eine Fläche von 600 x 300 m und war durch ihre systematische Anlage nach dem hippodamischen System in 64 Wohnblöcke unterteilt, die jeweils c.a 87 x 36 m maßen. Hier war Platz für 10 quadratische Grundstücke; je fünf Wohnhäuser befanden sich an den Längsseiten der Blöcke. An der Nordseite verfügten die Häuser über zwei Geschosse, während sich an der Südseite ein gepflasterter Hof mir Säulenhalle (Pastas) befand. Die Häuser waren mit Mosaikböden geschmückt und luxuriös ausgestattet.
Die öffentlichen Gebäude von Olythos
Die Agora lag im südlichen Teil von Olynth, im öffentlichen Brunnenhaus versorgte man sich mit frischem Wasser, im öffentlichen Heiligtum einer Lokalgottheit ging man seinem Glauben nach und im Theater genoß man die Vorführungen. Eindeutige Überreste einer Stadtmauer fand man nicht, wobei man davon ausgeht, dass die Stadt durchaus eine solche besaß, die Philipp II. allerdings bei seinem vernichtenden Angriff schleifen liess. Das Olynth vorgelagerte und ebenfalls nach dem hippodamischen System angelegte „Villenviertel“ lag scheinbar ausserhalb der Schutzmauer und wurde zuerst Opfer der makedonischen Zerstörungen. Hier wurden einige der schönsten antiken „Villen“ freigelegt, die den Wohlstand der aristokratischen Schicht, die dort lebte, repräsentierten.
Die Grabungsfunde von Olynth befinden sich heute im Archäologischen Museum von Thessaloniki, das wir zum Abschluss der Exkursion in aller Ausführlichkeit besuchen werden.
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