Paläste, Städte und Heiligtümer
Das ausführliche Tagesprogramm zur
9-tägigen Exkursion
Foto: Albrecht Fiez, Pixabay
Δεν ελπίζω τίποτα. Δε φοβούμαι τίποτα. Είμαι λέφτερος.
Ich hoffe nichts, ich fürchte nichts, denn ich bin frei.
INSCHRIFT AUF DEM GRABMAL DES SCHRIFTSTELlERS
Nikos Kazantzakis (1883-1957), Iraklio
Tag 1 – Ankunft auf Kreta und eine kleine Tour durch Iraklio
Abholung am Flughafen von Iraklio
Ihr Reiseguide wird Ihre Gruppe bereits am Flughafen von Iraklio in Empfang nehmen und Sie während der gesamten Exkursion begleiten. Mit unserem Reisebus werden Sie zum Hotel in Iraklio gefahren, wo Sie zunächst einmal einchecken und kurz durchatmen können. Anschließend brechen wir zu einem kleinen Spaziergang durch die Innenstadt auf und besuchen das Archäologische Museum von Iraklio.
Der Anreisetag
- Ankunft am Flughafen von Iraklio
- Begrüßung durch den Reiseleiter
- Transfer zum Hotel
- Besuch der Archäologischen Museums
- Kurzer Stadtspaziergang
- Gemeinsames Abendessen
Spaziergang durch Iraklio
Nachdem wir uns im Hotel eingerichtet haben, starten wir unsere erste Tagestour im beeindruckenden Archäologischen Museum von Iraklio. Hier werden wir uns intensiv mit der Kultur und Geschichte Kretas vom Neolithikum bis zur Römerzeit befassen. Die hervorragende Sammlung des Museums ermöglicht einen Streifzug durch die Zeit vom 6. Jahrtausend v. Chr. bis ca. 200 n. Chr. anhand herausragender Fundstücke, die auf Kreta ausgegraben oder gefunden wurden.
Das Archäologische Museum von Iraklio
Das Archäologische Museum von Iraklio ist eines der ältesten und bedeutendsten Museen in Griechenland. Hier werden Kunst- und Kulturschätze der griechischen Antike vom Neolithikum bis hin zur Römerzeit ausgestellt. Besonders bedeutend sind die ausgestellten Funde aus minoischer Zeit, darunter etliche heute weltberühmte Kunstwerke, die charakteristisch für das Kunstschaffen der Minoer sind.
Der Museumsbau und sein Architekt
Das Museum befindet sich im Zentrum der Stadt und wurde zwischen 1935-1958 erbaut. Architekt des Hauses war der angesehene, aber durchaus kontrovers diskutierte Patroklos Karantinos (1903 – 1976), der auch die archäologischen Museen von Thessaloniki, Kefalonia und Olympia entwarf. Als Leiter der staatlichen Kommission zeigte sich Karantinos auch für das Schulbauprogramm in Griechenland verantwortlich. Er war ein Vertreter der klassischen Moderne und wurde in Athen und Paris ausgebildet. Karantinos‘ Werke befinden sich vor allem im öffentlichen Raum, da er die Architektur im Kontext einer ganzheitlichen sozialen Verantwortung begriff, der er sich als Architekt zeitlebens stellte. Sein Entwurf des Archäologischen Museums Iraklio ist ein wichtiges Beispiel für den griechischen Architekturstil der Moderne. Die verwendeten Farben und Baumaterialien sowie der vielfarbig geäderte Marmor erinnern an die bemalten Marmorverkleidungen der minoischen Paläste.
Die Sammlung
Das zweistöckige Gebäude umfasst umfangreiche Ausstellungsräume, einen audiovisuellen Medienraum und Labors. Es befindet sich auf dem ehemaligen Gelände des Klosters des Hl. Franziskus, das bei einem Erdbeben zerstört wurde. Überreste der Klostermauern sind im Garten des Museums (hier befindet sich auch die Cafeteria) zu besichtigen.
Neben der ständigen Ausstellung organisiert das Museum Wechselausstellungen im In- und Ausland. Das Archäologische Museum von Iraklio ist ein spezieller regionaler Zweig des Kulturministeriums. Es entwickelt und führt Bildungsprogramme durch, arbeitet mit wissenschaftlichen Einrichtungen zusammen und organisiert eine Vielzahl an kulturellen Veranstaltungen.
Die Highlights der Sammlung des Archäologischen Museum in Iraklio
- Rhyton, Stierkopf, Steatit
- Diskos von Phästos mit hieroglyphischen Schriftzeichen, um 1600 v. Chr.
- Statuette eines bewaffneten Adoranten, Ton, 1900-1700 v. Chr.
- Statuette einer Göttin mit Schlangen, Fayence, Knossos, 1600 – 1500 v. Chr.
- Bemalter Steinsarkophag aus Agia Triada, um 1400 v. Chr.
- Wandgemälde mit der Darstellung von drei Tänzerinnen aus dem Palast von Knossos
- Große Tonstatuette der Göttin mit den Trauben aus Gazi Irakliou, 13. Jh. v. Chr.
Im Anschluß an den Museumsbesuch haben wir noch etwas Zeit durch Iraklio zu schlendern und einige markante Ecken der Stadt zu erkunden, bis wir uns zum Abendessen in einem Restaurant einfinden.
Die Stadt Iraklio, ein kurzer Einblick in die Geschichte
Die Seehändler Kretas verschifften ihre Waren auf großen Handelsschiffen vom Hafen von Knossos aus in den östlichen Mittelmeerraum und die Levante. An der Stelle dieses Hafens, dessen Nutzung von der minoischen Zeit bis hinein in die byzantinische Zeit belegt ist, befindet sich heute die muntere Stadt Iraklio. Sie ist die größte Stadt Kretas und Verwaltungssitz der Insel.
Sarazenen, Venezianer und Osmanen
Die Sarazenen errichteten im 9. Jahrhundert eine große, befestigte Stadt, der sie den Namen Khandak gaben. Später wandelten die Italiener, die die Insel beherrschten, den Namen in Candia ab – und übernahmen ihn auch als Namen für die gesamte Insel. Unter der langen venezianischen Herrschaft (1204-1669) entwickelte sich Candia prächtig und wurde politisches, militärisches und wirtschaftliches Zentrum Kretas; ebenso lag hier der katholischer Bischofssitz. Um ihre Stadt vor rebellierenden Kretern und der Bedrohung durch die Osmanen zu schützen, errichteten die Venezianer eine beeindruckende Stadtmauer, die auch die Vororte mit einbezog. Allein der Bau der Mauer dauerte etwa 100 Jahre. Sie besteht unter anderem aus Steinen aus dem Palast von Knossos und schützte Candia noch weitere 20 Jahre, nachdem der Rest Kretas bereits von den Türken erobert worden war. Kandye oder neugriechisch Megalo Kastro, Großes Kastell, war dann die Bezeichnung der Osmanen für die Eroberung; sie bauten innerhalb der Mauern der Stadt kleine Wohnhäuser, die dicht an dicht in engen Gassen standen.
Vielleicht nicht schön, aber sehr lebendig
Mit dem Ende des Osmanischen Reiches veränderte sich auch das Stadtbild eklatant – und nicht unbedingt zum Besseren. Erdbeben und schwerer Bombardements während des 2. Weltkriegs zerstörten große Teile der alten Bausubstanz. Die recht planlose Bebauung in den 1960er und 70er Jahren tat ihr Übriges.
Iraklio besticht nicht durch seine Schönheit, aber durch Lebendigkeit und Vielfalt!
TIPP : Weitere Sehenswürdigkeiten in Iraklio
- Der Freiheitsplatz, Eleftherios Venizelos.
- Die Einkaufstrasse Odos Daedalou mit vielen kleinen Geschäften, Hotels, Restaurants und Cafés.
- Der Löwenplatz, Platia El. Venizelou (im Volksmund Platia ton Liontarion), mit dem Morosini-Brunnen von 1628.
- Venezianische Kasernen aus dem 16. Jahrhundert.
- Das Denkmal des Daskalogiannis, Anführer des Aufstandes von 1770.
- Odos 1866, eine bunte Marktstraße, auf der landwirtschaftliche Produkte der Insel angeboten werden.
- Kornarou-Platz mit türkischem Kiosk (Koumbes) und dem venezianischen Bembo-Brunnen (1588) mit römischer Statue.
- Metropolis Agios Minas, die Hauptkirche Kretas.
- Agia Ekaterini ton Sinaiton mit einer phantastischen Sammlung kretischer Ikonen.
- Grab des in Iraklio geborenen und vielfach ausgezeichneten Dichters Nikos Katzantzakis (1883-1957), der mit seinem Roman Alexis Sorbas weltberühmt wurde.
- Die Basilika des Hl. Markus, heute Konzert- und Ausstellungshalle.
- Kirche des Apostels Titus, hier wird eine der bedeutendsten Reliquien Kretas aufbewahrt, der Schädel des Schutzpatrons der Insel.
- Der alte venezianische Hafen mit der Festung Rocca al Mare; von hier hat man einen tollen Blick über den Hafen und die Festungsanlagen.
- Das Historische Museum.
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Tag 2 – Die minoische Palastanlage von Knossos
Lange Zeit hatte man kaum konkrete Erkenntnisse über das bronzezeitliche Leben in Griechenland. Mythologische Quellen boten zwar Anhaltspunkte, waren aber Veränderungen unterworfene Überlieferungen, die in aller dichterischen Freiheit verfasst wurden. Licht ins Dunkel der Forschung brachte schließlich die Entdeckung der mykenischen und minoischen Kulturen; nun konnte man sich an den Ergebnissen archäologischer Ausgrabungen orientieren.
Goldgräberstimmung
Ende des 19. Jahrhunderts war in Europa und den USA eine wahre Goldgräberstimmung unter Archäologen und privaten Abenteurern ausgebrochen. Mit hohem persönlichem und finanziellem Einsatz engagierten sich wohlhabende – oder sehr überzeugende – Amateure für die Archäologie. Die eigene gesellschaftliche Position oder die Verbindungen zu höchsten gesellschaftlichen Kreisen verhalf dabei zu den notwendigen Grabungsgenehmigungen oder erforderlichen Finanzierungen.
Arthur Evans und die Entdeckung von Knossos
Inspiriert von den weltweit gefeierten Funden Heinrich Schliemanns in Troja und Mykene und vorangetrieben von eigenen Theorien, machte sich der britische Historiker Sir Arthur Evans (1851-1941) 1894 auf nach Kreta. Unter seiner Leitung wurde der einige Jahre vorher bereits in Ansätzen entdeckte Palast von Knossos um 1900 vollständig ausgegraben und von Evans als Palast des mythischen Königs Minos identifiziert. Übrigens finanzierte Evans die Grabung und die Löhne der teilweise hundert Grabungshelfer selber. Auf seine Anweisungen gehen auch die umfangreichen, heute historisch fraglichen Ergänzungen, an Bauwerken und Fresken zurück.
Die Restaurierungen – Historisch ungenau, aber ein Wurf für den Tourismus
Trotzdem die Ergänzungen von Evans teilweise schlichtweg falsch sind, verhalfen sie Knossos bis heute zu einem nicht abreißenden Strom an Besuchern und schlussendlich auch zu einem besseren Verständnis der ausgegrabenen Stätte für Laien. Nicht jeder besitzt schließlich die Fähigkeit, sich beim Betrachten von ein paar Mauerresten einen ganzen Palast vorzustellen!
Knossos – Ein kurzer historischer Überblick
Auf einem Hügel neben dem Fluss Kairatos liegt die beeindruckende Palastanlage von Knossos aus minoischer Zeit. Archäologische Funde belegen, dass dieser Ort bereits seit dem Neolithikum (ca. 6000 v. Chr.), evtl. sogar schon früher, besiedelt war. Im 3. Jahrtausend v. Chr. entstand die bedeutendste Königsresidenz der Minoer. Um 2000 v. Chr. wurde der älteste Palast erbaut, der allerdings 1700 v. Chr. nahezu vollständig zerstört wurde. An seiner Stelle entstand ein neuer, größerer und noch prachtvollerer Palastbau. Ein Erdbeben, dass die Insel um 1600 v. Chr. erschütterte, richtete zwar große Schäden an dem Gebäudekomplex an, die jedoch behoben werden konnten. Zeitgleich entstanden einige größere Gebäude, die um den Palast errichtet wurden: Der „kleine Palast“, die „Königliche Villa“ oder das so genannte „Südhaus“. Knossos entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer äußerst wohlhabenden Stadt mit vielen tausend Einwohnern.
Der Untergang von Knossos
Um 1450 v. Chr. wurde Kreta schließlich von den Folgen eines heftigen Vulkanausbruchs auf Santorin getroffen – ungeachtet der schweren Zerstörungen vor Ort und in weiten Teilen Kretas, wurde der Palast von Knossos durch einen achäischen Herrscher bis 1380 v. Chr. weiterhin genutzt. Ein weiteres katastrophales Erdbeben zerstörte schließlich die gesamte Anlage, die danach nicht mehr bewohnt wurde; die Achäer, die Kreta nun beherrschten, wählten andere Orte für ihre Paläste.
Tour durch die Palastanlage von Knossos
Der Westhof
Um einen großen zentralen Innenhof gruppieren sich mehrstöckige, flach gedeckte rechteckige Gebäude. Folgt man einem malerischen Pfad, erreicht man den mit Platten gepflasterten Westhof des Palastes. Zwei leicht erhöhte Prozessionswege überqueren den Hof, der eine führt zum Westeingang des Palastes, der andere zum Theater. Durch den Westeingang betritt man den Prozessionskorridor, benannt nach dem berühmten Prozessionsfresko, das den Gang einst schmückte und heute im Museum von Iraklio zu besichtigen ist. Von hier aus sieht man auf das am Hang liegende Südhaus hinab.
Der Palast
Ein monumentaler Eingang, das teilweise rekonstruierte Südpropylon, weist den Weg in den Palast. Eine breite Treppe führt in dessen Obergeschoss mit großen Festsälen und einem Heiligtum. Im Erdgeschoss liegt der Thronsaal mit seinem Vorraum – der Thronsaal ist mit einem steinernen Thron ausgestattet und mit Fresken, die Greifen zeigen, geschmückt. Das Hauptheiligtum des Palastes liegt neben dem angrenzenden Treppenaufgang. Es besitzt ebenso einen Vorraum sowie zwei Pfeiler–Krypten, in deren Mittelpfeiler das Zeichen der minoischen Doppelaxt eingeritzt ist. Die Schatzkammer des Heiligtums folgt auf einen weiteren Vorraum, in dem ein großer Pithos, ein tönernes Vorratsgefäß, an seinem ursprünglichen Aufstellungsort steht. Angrenzende ausgemauerte Gruben gaben Idole der Schlangengöttin preis, die heute ebenfalls im Museum von Iraklio aufbewahrt werden.
Die königlichen Gemächer
Die königlichen Privatgemächer befinden sich an der Ostseite der Anlage. Der gesamte Flügel ist auf einer künstlichen Terrasse am Hang errichtet, so dass die Gebäude auch hier mehrgeschossig gebaut werden konnten. Vom großen Treppenhaus gelangt man in den Ostkorridor und das Megaron des Königs, einen großen, hellen, den Männern vorbehaltenen, Saal. Fresken schmücken das Megaron der Königin, ein kleiner, angrenzender, Raum ist mit einer tönernen Wanne ausgestattet. Das Boudoir der Königin ist mit einem Wasserabfluss versehen, daneben befindet sich eine kleine Kammer, die der Königin als Toilette diente.
Werkstätten und Lagerräume
Der Bereich der Werkstätten für Steinmetze, Töpfer etc. liegt in nördlicher Richtung und ist den königlichen Keramik-Lagerräumen, die riesige Pithoi beherbergten, vorgelagert. Hier befindet sich auch ein Korridor unter dessen Boden man die Wasserleitung erkennt, die den Palast mit Trinkwasser vom etwa 800 m hohen Jouchta Gebirge versorgte. Ein offener, geneigter Korridor führt uns schließlich zum Ausgang, dem das Zollhaus und das Theater mit etwa 500 Sitzplätzen nachgelagert sind. Von hier aus führte die Königliche Straße durch die Stadt hin zum Kleinen Palast.
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Tag 3 – Kretas Kornkammer: Die Messara-Ebene
Die wichtigsten Ausgrabungsstätten der Messara-Ebene
- Gortys
- Phästos
- Agia Triada
- Kommos
Die antike Stadt Gortys
Die Überreste der antiken Stadt Gortys liegen in der fruchtbaren Messara-Ebene, der Kornkammer Kretas. Inmitten von Olivenbäumen, rechts und links der Straße von Iraklio nach Phästos, ist das Ausgrabungsgelände zu besichtigen.
Gortys hatte während der minoischen Zeit kaum Bedeutung, was sich aber um 1000 v. Chr. änderte. Nach und nach löste sie Phästos als wichtigste Stadt der Messara ab. Unter römischer Herrschaft wurde Gortys zur Inselhauptstadt, und blieb es auch bis in frühbyzantinische Zeit.
Gortys
- Ruine der Titusbasilika ( 7.-8. Jh.)
- Odeion, 2. Jh. v. Chr.; Fundort der berühmten Großen Inschrift
- Ruinen eines Isis und Serapis-Heiligtums
- Apollon-Tempel
- Palast des Provinzstatthalters
- Römische Badeanlagen
Die Große Inschrift von Gortys
In Gortys wurde die berühmte Große Inschrift (um 500 – 450 v. Chr.) entdeckt, die das Stadtrecht von Gortys wiedergibt, den bislang ältesten Gesetzeskodex Europas. Die italienischen Archäologen Federico Halbherr und Ernst Fabricius fanden die hochbedeutende Inschrift in den 1880er Jahren bei Grabungen in Gortys. Ursprünglich befand sich die aus 42 Steinblöcken zusammengesetzte Inschrift an den Wänden eines öffentlichen Gebäudes auf der Agora. Erhalten sind noch 12 Tafeln, die sich an einem Gebäude aus hellenistischer Zeit befanden, das in römischer Zeit in das Odeion integriert wurde.
Der Text besteht aus 12 Kolumnen mit je 53 bis 55 Zeilen und ist damit eine der längsten erhaltenen griechischen Inschriften aus antiker Zeit überhaupt. Inhaltlich geht es um verschiedene Rechtsbereiche: Familien- und Adoptionsrecht, Erbrecht, Sachenrecht und Prozessrecht. Der Text ist in altdorischem Dialekt verfasst, die Zeilenführung verläuft im Boustrophedon (wie eine Ochse beim Pflügen), dh. abwechselnd werden die Zeilen von links nach rechts und dann von rechts nach links gelesen, wobei in diesem Fall die Buchstaben spiegelverkehrt geschrieben werden.
Die Ausgrabungsstätte von Phästos – Der Palast
Das Gebiet um Phästos war bereist seit der Jungsteinzeit besiedelt. Um 1900 v. Chr. wurde hier ein Palast erbaut, der etwa 1700 v. Chr. aufgrund eines großen Erdbebens vernichtet wurde. Die heute sichtbaren Reste stammen von seinem Nachfolgebau, einem noch ausgedehnteren, prachtvolleren Palast.
In der archaischen, klassischen und hellenistischen Zeit war Phästos ein unabhängiger Stadtstaat. Genau wie in Gortys war der Archäologe und Epigraphiker Federico Halbherr unter der Direktion der Italienischen Archäologischen Schule federführend bei der Ausgrabung von Phästos. Die Grabungen begannen 1900 und wurden noch einige Zeit unter anderen Grabungsleitern weitergeführt.
Das Ausgrabungsgelände von Agia Triada
Interessanterweise ist der antike Name der Ausgrabungsstätte nicht bekannt. Der Name „Agia Triada“ leitet sich von der Dreifaltigkeitskirche, Agia Triada, aus dem 14. Jahrhundert ab, die in der Nähe der Ruinen auf einem Hügel steht.
Praktisch im gesamten 20. Jahrhundert fanden hier Ausgrabungen statt, die einen um 1600 v. Chr. zu datierenden minoischen Palast und reiche Funde, die heute im Archäologischen Museum in Iraklio aufbewahrt werden, zutage brachten. Auch dieser dreiteilige Palastbau wurde 1450 v. Chr. vollständig zerstört, diente aber Nachfolgebauten als Basis, deren Überreste ebenfalls ausgegraben wurden.
Das Ausgrabungsgelände der Hafenstadt Kommos
Am übrigens wunderschönen und nicht überlaufenen Strand von Kommos am Libyschen Meer liegt die Ausgrabungsstätte von Kommos.
Hier wurde seit 1900 v. Chr. gesiedelt. Als Hafenstadt war Komos der Warenumschlagplatz für die größeren Städte Phästos und Agia Triada. Bis zum Seevölkersturm im östlichen Mittelmeer im 13. Jh. v. Chr. war Kommos minoische Hafenstadt, dann griechische Siedlung bis hinein in die römische Zeit. Um 200 n. Chr. wurde die Stadt schließlich aufgegeben.
Hafen- und Handelsstadt mit weitreichenden Beziehungen
Die rege Handelstätigkeit der Einwohner von Kommos lässt sich gut anhand der archäologischen Funde, die hier gemacht wurden, belegen. Diese stammen aus Sardinien, Unteritalien, Ägypten und Zypern. Auch aus der Levante fanden einige der Figuren und Keramiken ihren Weg an die Südküste Kretas. Sogar ein phönizischer Schrein, der um 800 v. Chr. datiert, wurde hier entdeckt; er ist heute im Archäologischen Museum von Iraklio ausgestellt.
Die Grabungen in Kommos
Die Grabungsgeschichte von Kommos begann in den frühen 1920er Jahren und brachte Fundstücke zutage, die den Ausgräber von Knossos, Arthur Evans, vermuteten ließen, dass sich hier ein Zollhaus – und damit folgerichtig auch ein Hafen – befunden haben muss. Spätere Archäologen gingen allerdings davon aus, dass es zwar einen zentralen Hafen für die Städte der Messara-Ebene gegeben haben muss, sich dieser aber an einer anderen Stelle befand. Erst ein deutscher Amateur-Archäologe, Friedhelm Will, griff Evans These Anfang der 1970er Jahre wieder auf und belegte sie anhand von Funden, die er bei einer nicht genehmigten Grabung – mit der Folge einer Inhaftierung – gemacht hatte.
Offiziell wurde dann aber seit 1976 im Auftrag der griechischen Behörden systematisch in Kommos gegraben. Hierbei waren kanadische Teams der University of Toronto federführend. Grabungsleiter waren Joseph Winterbothams Shaw und Maria Coutroubaki Shaw, die die Grabungen in einem fünf Bände umfassenden Werk publizierten. Nach Abschluss der Grabungen wurde das Gelände umfangreich gesichert.
Die Ausgrabungsstätte von Kommos
Drei nahe beieinander liegende Grabungsflächen unterteilen die Ausgrabungsstätte. Das größte der Grabungsfelder liegt im Süden und markiert wohl das Stadtzentrum. Es birgt die Fundamente eines griechischen Tempels, der auf den Mauern eines minoischen Palastes erbaut wurde, sowie Reste von Bootsschuppen, die ebenfalls aus minoischer Zeit stammen. Der Großteil der hier entdeckten Artefakte besteht aus Töpferwaren verschiedener Epochen und Gegenden des östlichen Mittelmeerraumes. Die beiden anderen, kleineren, Grabungsfelder brachten vor allem Überreste von Häusern zutage, die wohl zweigeschossig angelegt waren und über Treppen verfügten.
Literaturtipp:
Joseph W. Shaw, Kommos. A Minoan Harbour Town and Greek Sanctuary in Southern Crete (The American School of Classical Studies at Athens, 2006)
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Tag 4 – Das Leben am Bergmassiv Giouchtas
Paläste, Nekropolen, Heiligtümer
- Der minoische Palast in Tourkogitonia (Ortsteil von Archanes)
- Eine bronzezeitliche Nekropole auf dem Hügel Fourni
- Der minoische Tempel von Anemospilia am Berg Giouchtas
- Das minoische Gipfelheiligtum auf dem Berg Giouchtas
- Die Villa in Vathypetro mit Werkstätten, minoischer Öl- und Weinpresse
- Die Ausgrabungsstätte von Galatas mit dem Palast
Der minoische Palast von Archanes und die prähistorische Nekropole Fourni
Überreste des dreistöckigen minoischen Palastes wurden in Tourkogitonia, einem Ortsteil von Archanes, entdeckt. Ausgegraben wurden bislang der Nordeingangs-Komplex und sowie ein Teil des südlichen Palastes, der 1450 v. Chr. beim Erdbeben zerstört wurde.
Das – bis heute – bedeutendste prähistorische Gräberfeld im ägäischen Raum befindet sich etwa 1,5 km westlich der Stadt auf dem Hügel Fourni. Hier wird seit 1966 gegraben und bislang wurden drei Kuppelgräber aus der Vorpalastzeit und der Zeit der Alten Paläste, rechteckige Grabbbauten sowie eine Ringmauer aus mykenischer Zeit mit sechs Schachtgräbern (einzigartig außerhalb Mykenes) entdeckt.
Insgesamt wurde die Nekropole über mehr als 1500 Jahre genutzt. Interessant ist auch der Fund eines profanen Gebäudes, das der Verwaltung der Nekropole gedient haben mag. Das Kuppelgrab A, das 1400-1350 v. Chr. datiert wird, enthielt die erste ungeplünderte Ausstattung eines so frühen königlichen Grabes. Es war mit Objekten aus Gold, Bronze und Elfenbein ausgestattet. In den anderen Gräbern wurden ganze Sammlungen von Siegeln gefunden und es wurden Idole, Schmuck sowie unzählige Tongefäße aller Stile und Epochen der minoischen Kultur entdeckt, die heute im Museum von Iraklio aufbewahrt werden.
Der Tempel von Anemospilia
Der minoische Tempel von Anemospilia befindet sich am Nordhang des Bergzuges Giouchtas, etwa 5 km von Archanes entfernt. Die ArchäologInnen Efi und Iannis Sakellarakis entdeckten den Tempel 1979 auf einer Höhe von 440 Metern.
Das Heiligtum besteht aus drei Räumen und einem langen Korridor, von dem drei Türen abgehen. Gefunden wurden hier vor allem Gefäße aber auch ein großes Becken aus Stein; im Hauptraum entdeckte man zwei überlebensgroße Füße aus Terrakotta, wohl Teil einer hölzernen Kultstatue. Im östlich liegenden Raum befanden sich ein Opfertisch und Kultgeräte.
Den spektakulärsten Fund machte man allerdings im westlich gelegenen Raum, denn hier fand man auf einem eingebauten Altar ein menschliches Skelett, in dessen Brust ein Bronzeschwert steckte. Zwei weitere Skelette wurden in diesem Raum gefunden, eine weiteres im Vorraum. Die Skelettfunde werden im Allgemeinen als Hinweise auf Menschenopfer interpretiert; damit wären dies die ersten eindeutig nachgewiesenen im ägäischen Raum. 1700 v. Chr. wurde das Heiligtum durch das große Erdbeben zerstört.
Das Gipfelheiligtum auf dem Berg Psili Korfi
Das Gipfelheiligtum des Giouchtas liegt auf dem höchsten der drei Gipfel, dem Psili Korfi (811m). Die Kreter glaubten, dass Zeus am Giouchtas begraben liegt, denn wenn man von Norden aus auf das Massiv schaut, erkennt man, wenn man es denn will, das Profil des schlafenden Gottes.
Im Gipfelheiligtum wurde die Große Göttin, eine Muttergottheit, verehrt. Eine neun Meter tiefe Erdspalte, die sich hier befindet, nahm Opfergaben und Trankopferspenden auf. Ursprünglich handelte es sich um ein Freiluftsanktuar, das mit vergänglichen Materialien gebaut war, später errichtete man ein Gebäude aus Stein, das über mehrere Räume verfügte und über eine Rampe zugänglich war. Das ursprüngliche Heiligtum wurde ca. 2000 v. Chr. zu Beginn der mittelminoischen Periode errichtet. Wahrscheinlich baute man gleichzeitig die so genannte kyklopische Umfassungsmauer, die mit 753 m Länge, 3 m Dicke und 3,50 m Höhe äußerst massiv ist und ein Areal von etwa 25.000 m2 einfasst. Eine gepflasterte Straße führte vom Gipfelheiligtum hinunter zum Tempel und dann weiter nach Knossos. Mehrfach wurde das Heiligtum durch Erdbeben zerstört, wieder aufgebaut und schlussendlich noch bis in spätgeometrische Zeit genutzt. Den heiligen Bezirk erreichte man von Norden durch eine Tor in der Umfassungsmauer. Ein Empfangsgebäude, das sich auf 730 Meter Höhe in der Nähe einer Quelle befand, beherbergte die Priester des Heiligtums, die dort auch Kultgegenstände verwahrten.
Der Archäologe und Ausgräber Knossos‘, Arthur Evans, entdeckte das Gipfelheiligtum bei Grabungen im Jahr 1909. Weitere Grabungen wurden in denn 1970er Jahren durchgeführt – nachdem man zuvor bereits einen Sendemasten inmitten des Areals aufgestellt hatte.
Die Villa in Vathypetro
1949 machte der griechische Archäologe Spyridon Mariantos (1901-1974) die Entdeckung eines zweigeschossigen Herrenhauses, das etwa 1600-1500 v. Chr. erbaut worden war. Alle Werkstätten, die zum Haus gehörten, sind in Überresten erhalten. Hier fand man eine Wein- und eine Ölpresse, einen Töpferofen und 16 Pithoi.
Übrigens…
Gut zwanzig Jahre später entdeckte Marinatos die minoische Stadt Akrotiri auf Santorin; Akrotiri wurde bei der so genannten Minoischen Eruption, dem Ausbruch des Inselvulkans, komplett verschüttet. Marinatos brachte dieses Ereignis mit dem von Platon beschriebenen Untergang des sagenhaften Atlantis in Verbindung; unterstützt wurde diese Vermutung durch Marinatos‘ These, dass der Vulkanausbruch auf Santorin und dessen verheerende Auswirkungen auf den gesamten ägäischen Raum das unmittelbare Ende der minoischen Kultur anzeigte.
Die Ausgrabungsstätte von Galatas
Die relativ junge Ausgrabungsstätte von Galatas liegt in der Nähe der Ortschaft Arkalochori auf etwa 440 m Höhe. Hier wurden Anfang der 1990er Jahre Überreste einer minoischen Palastanlage entdeckt, die bis 2005 unter der Leitung von Giorgos Rhetemiotakis systematisch ausgegraben wurde. Die im 17. vorchristlichen Jahrhundert errichtete Palastanlage markierte das Zentrum einer etwa 70.000 m2 großen Stadt.
Eine Besonderheit ist hier, dass sich auf dem Areal keinerlei Anzeichen dafür finden, dass es einen Vorgänger-Palast gab, so wie es bei den drei anderen großen minoischen Palastanlagen auf Kreta der Fall ist. In Galatas wurde also nicht wiederaufgebaut, sondern neu geschaffen. Allerdings wurde die Anlage wurde aber nur über einen vergleichsweise kurzen Zeitraum genutzt, dann umfunktioniert und einzelne Gebäudeteile gänzlich aufgegeben. Bis zum schweren Erdbeben um 1450 v. Chr. und der mykenischen Invasion fanden lediglich die Wohnsiedlungen weiterhin Verwendung.
Tag 5 – Amnissos, Niro China, Malia und Driros
Besichtigung minoischer Anlagen in der Nähe von Iraklio
- Amnissos, Seehafen von Knossos, Ausgrabungsstätte am Amnissos Beach
- Die minoische Villa von Nirou Chani
- Malia, Ausgrabungsstätte
- Driros, Ausgrabungsstätte
Das Ausgrabungsgelände von Amnissos
Nicht zu verwechseln mit dem herrlichen Amnissos Beach, der an das Grabungsareal anschließt. Packen Sie die Badehose und ein Handtuch ein!
Amnissos, Seehafen von Knossos
Amnissos war vermutlich einer der beiden Seehäfen von Knossos und damit ein ökonomisch besonders wichtiger Ort, der den Einwohnern von Knossos und dem dort residierenden König reiche Einnahmen aus dem Seehandel sicherte. Dies belegt auch die Nennung des Hafens bei Homer: Theseus landete in Amnissos an und Odysseus legte hier eine Pause ein, bevor er nach Ithaka zurückkehrte. Auch auf Tafeln der Linear-B Schrift wird Amnissos genannt, genauso wie auf einer Liste mit Ortsnamen aus dem Ägäisraum, die sich im Totentempel Pharaos Amenophis III. (14. Jh. v. Chr. ) in der Nekropole von Kom-El-Hetan (Theben-West, Ägypten) befindet, ist der Name eines der wichtigsten Häfen Kretas aufgeführt.
Die Ebene, die den Hafen umgibt, wurde in der Antike als die Ebene von Amnissos bezeichnet. Ganz in der Nähe der Quelle des Flusses Amnissos, der westlich des Hafens fließt, befindet sich eine Kulthöhle, aus der etliche Funde aus minoischer Zeit stammen.
Die Ausgrabungen von Amnissos – Villa der Lilien
Die Ausgrabungen am Hafen Amnissos‘ wurden in den 1920er und 1930er Jahren unternommen. Kurz vor Abschluß der ersten Probegrabungen entdeckte der Grabungsleiter Spyridon Marinatos die einzigartigen minoischen Wandmalereien, die heute weltberühmt sind und der dort entdeckten „Villa der Lilien“ ihren Namen gaben.
Die Höhlen von Eleithya
In geringer Entfernung befinden sich auch die Höhlen von Eileithyia, ein mystischer Ort, der bereits seit dem Neolithikum als heiliger Bezirk bezeichnet wurde. Eileithyia, eine Tochter des Zeus und der Hera, wurde hier geboren. Als Göttin der Geburt beschütze sie die gebärenden Frauen und wurde von ihnen in verschiedenen Heiligtümern verehrt. Besonders ihre Mutter, die eifersüchtige Hera, nahm die Dienste der Eileithyia gerne an, sollte diese doch die Geburt der Kinder aus Zeus‘ Liebschaften verhindern – was, wie wir wissen, im Falle von Herakles und den Zwillingen Artemis und Apollon gründlich daneben ging.
Die minoische Villa von Nirou Chani oder das minoische Megaron von Niros
Im Örtchen Kokkini Chani, etwa 12 km von Iraklio entfernt, liegt die Ausgrabungsstätte Nirou Chani. Hier wurde die so genannte Minoische Villa entdeckt, ein Gebäudetyp, der hauptsächlich für die Neupalastzeit (1700-1450 v. Chr.) belegt ist.
Im Sommer des Jahres 1919 wurde die Villa unter der Leitung von Stephanos Xanthoudides ausgegraben. Der etwa 30 x 34 m große Gebäudekomplex besaß zwei Stockwerke, wobei das Erdgeschoss 40 Räume und zwei Innenhöfe beherbergte. Ein Korridor, der mit dem Wandbild eines Knotens dekoriert war, trennte den südlichen und den nördlichen Teil nach Funktionen. Der nördliche Teil diente als Lagerbereich für Nahrungsmittel, während der südliche wohl eher rituelle Zwecke erfüllte. Außerhalb des Gebäudes befand sich ein Schrein, bei dem Überreste großer Kulthörner gefunden wurden. Unklar ist bis heute, welchen Zweck das Gebäude hatte – aufgrund der vielen rituellen Objekte, die man hier fand, ging man zuerst von einer Produktionsstätte für Votive aus, also kleinen Weihegaben an die Götter, die für den Seehandel gedacht waren. Später dann vermutete man eine private Residenz eines reichen Kaufmanns, eine halböffentliche Stätte mit religiösem Charakter oder eine Art Andreion, einen Ort, an dem sich nur eingeweihte Männer der Stadt zum Essen und feiern trafen.
Das Ausgrabungsgelände von Malia
Die heute sichtbaren Ruinen stammen von einem Palast, der zwischen 1700 und 1450 v. Chr. erbaut wurde. Der Bau an sich war in etwa so groß, wie der Palast von Knossos, allerdings nicht von derselben luxuriösen Ausstattung und allgemein provinzieller gestaltet. Die Grabungen von Malia begannen 1915 und werden bis heute von der Französischen Archäologischen Schule fortgesetzt. Neben dem Palast wurden Wohnhäuser und Grabstätten gefunden.
Mit dem folgenden Link gelangen Sie zu einer ausführlichen Beschreibung der Grabungen: http://www.minoer.net/befunde/architektur/palaste/malia
Die antike Stadt Dreros
Diese antike Stadt in der Ebene von Mirabella erlebte vor allem in der geometrischen und archaischen Zeit (ca. 900 – 500 v. Chr.) ihre Blüte. Eine Reihe archaischer Inschriften, die man bei Grabungen entdeckte, geben den ersten vollständigen Gesetzestext wieder, den man bislang in Griechenland gefunden hat. Auch wenn die Stadt in der antiken Literatur kaum erwähnt wird, erscheint ihr Name doch auf einigen Inschriften, die kriegerische Auseinandersetzungen beschreiben. Ein Verbund mit Knossos löste sich auf, als Dreros seine Eigenständigkeit verlor und in Gänze Knossos untergeordnet wurde. In hellenistischer Zeit allerdings prägte Dreros eigene Münzen, was für seine – wiedererlangte – Unabhängigkeit spricht. Hauptgottheiten der Stadt waren Apollon Delphinios und Athena.
Das Stadtzentrum von Dreros
Das Zentrum von Dreros liegt zwischen zwei Hügeln und überblickt das kleine Tal von Fourni. Dreros zeigt alle typischen Merkmale einer archaischen Stadt: Eine stufenförmige Agora, einen nahegelegenen Tempel und wahrscheinlich ein Prytaneion (Sitz der Prytanen, die die Regierungsgeschäfte einer Polis führten), das auf das 8. Jh. v. Chr. zurückgeht. Daneben entdeckte man Überreste von Privathäusern.
Die Agora von Dreros markiert ein großer, fast rechteckiger Bereich. Er wird an der Stelle, an der das Gelände abfällt, von einer polygonalen Stützmauer begrenzt, während sich am anderen Ende eine Steintreppe befindet, die wahrscheinlich als Sitzgelegenheit diente. Wie die Agora von Lato weist auch die von Dreros eine auffällige Ähnlichkeit mit den Theaterbereichen der minoischen Paläste auf und wurde wahrscheinlich als Treffpunkt für die Volksversammlung und für religiöse Darbietungen genutzt.
Der Tempel von Dreros
Oberhalb der Agora befinden sich die Überreste des geometrischen Tempels von Dreros, einem der frühesten bekannten Tempel der griechischen Eisenzeit. Es handelt sich wahrscheinlich um das Delphinion, also um den Tempel des Apollon Delphinios, oder möglicherweise um den des Apollon Pythios. Die Ausgrabung des Tempels erfolgte nach der Entdeckung von drei Statuen aus gehämmerter Bronze, die wahrscheinlich Apollo, Leto und Artemis darstellen und aus der Zeit um 650-640 v. Chr. stammen.
Das Gebäude
Der Tempel wurde wohl im frühen 8. Jh. v. Chr. erbaut. Der Eingang zur Cella befand sich auf der Nordseite, wo die Mauer dicker und die Fassade solider ist. Innerhalb der Cella befanden sich eine zentrale, rechteckige Feuerstelle, die mit Steinen ausgekleidet war sowie eine oder zwei axiale Säulen, die das Dach stützten. Ebenso entdeckte man hier eine steinerne Opferbank, auf der sich ein bronzenes Gorgoneion aus dem frühen 6. Jh. Chr., Vasen und Terrakottafiguren befanden. Das Prytaneion auf der Südseite des Tempels besteht aus drei Räumen. Unterhalb der Agora, wurde im späten 3. Jh. v. Chr. eine große, zum Himmel hin offene, Zisterne errichtet, die die Wasserversorgung der Akropolis sichern sollte.
Foto: Pixabay
Tag 6 – Am Golf von Mirabello und dem Isthmus von Ierapetra
Antike Küstenstädte im Osten Kretas
- Agios Nikolaos, Archäologisches Museum
- Lato, Ausgrabungsstätte
- Gournia, Gournia Excavation Project
- Ausgrabungsstätte von Azoria, The Azoria Project
Agios Nikolaos – Eine 2700 Jahre alte Kleinstadt am Golf von Mirabello
In der Antike befand sich hier der Hafen von Lato (Latos pros Kamara), die heutige Kleinstadt heißt nach ihrem Patron Agios Nikolaos. Als Verwaltungsstadt des östlichen Kreta ist Agios Niolaos noch recht authentisch. Sie liegt auf mehreren Hügeln und lädt zum Verweilen ein. Um den kleinen Voulesmeni-See gruppieren sich Cafés und Restaurants, eine Uferpromenade führt am See entlang und eine kleine Brücke überquert die Stelle, wo der See mit dem Meer verbunden ist. Ein Stadtstrand macht das malerische Bild komplett.
Einen Besuch der Stadt sollte man auf jeden Fall bei einem guten Essen und einem Kaffee in der herrlichen Atmosphäre des Wassers genießen!
Kulturell besonders interessant ist das Archäologische Museum, das Fundstücke der Ostküste Kretas zeigt, die ursprünglich im – zu vollen – Museum von Iraklio aufbewahrt wurden. Wem das an Kultur noch nicht reicht, der kann sich noch das kleine Volkskunde-Museum anschauen, das liebevoll ausgestellte Trachten, Webarbeiten und Ikonen zeigt.
Ausgrabungsstätte Lato und Latos pros Kamara
Lato wurde um 800 v. Chr. von Dorern gegründet, die die Siedlung auch nach der Göttin Leto benannten. Trotzdem der Bereich bereits in minoischer Zeit besiedelt war, fand man vor allem Überreste von Wohnhäusern aus dem 5. Jh. v. Chr. Daneben sind Reste eines Heiligtums, der Agora und einer Zisterne erhalten. Im 2. Jh. v. Chr. wurde Lato verlassen und viele Einwohner siedelten sich im Gebiet von Latos‘ Hafen, Latos pros Kamara, dem heutigen Agios Nikolaos an. Hier fand man unzählige Inschriften aus späthellenistischer Zeit, deren Inhalt sich auf die Organisation der Stadt bezieht oder die als Grabinschriften verwendet wurden.
Gournia, eine prosperierende bronzezeitliche Stadt
Die Ausgrabungsstätte von Gournia befindet sich an der Nordküste des Isthmus von Ierapetra. Hier fand man etwa 50 gut erhaltenen Häuser, ein Straßensystem aus gepflasterten Wegen, einen zentralen Hof, einen minoischen Palast und eine Nekropole. Die Ruinen von Gournia vermitteln den besten Eindruck, wie eine bronzezeitliche Stadt funktionierte. Als regionale Produktionsstätte von Bronzewerkzeugen und -waffen, Haushaltsgegenständen, Ton- und Steinvasen war Gournia eine sehr aktive Handelsstadt mit Geschäftsbeziehungen, die weit über Kreta hinausgingen. Die Hafenanlage der Stadt besteht aus monumentalen Bootshäusern, Verteidigungsmauern mit Türmen, einem Damm hin zum Fluss und einer gepflasterten Straße, die von der Küste zur Stadt Azoria führte.
Weitere detaillierte Informationen zur Ausgrabungsstätte finden Sie auf der eigens konzipierten Website des Grabungsprojekts Gournia Excavation Project.
Die Ausgrabungsstätte von Azoria
Der kleine Berg Azoria befindet sich ganz in der Nähe der Dorfes Kavousi. Hier befand sich in archaischer Zeit eine Stadt, die etwa 600 v. Chr. erbaut wurde und bereits hundert Jahre später einem heftigen Feuer zum Opfer fiel. Ausgegraben wurde hier eine großer öffentlicher Speisesaal, bei dem es sich möglicherweise um ein Andreion handelt. Ein kleines Heiligtum, das aus zwei Räumen besteht, ist ebenfalls Teil der Anlage. Hier fand man bedeutende, mit griechischen und etokretischen Inschriften versehene, Scherben.
Die Grabungen finden seit 2002 unter der Leitung der American School of Classical Studies at Athens statt. Auch hierzu gibt es eine detailreiche Website: The Azoria Project.
Foto: Olaf Tausch, Wikipedia
Tag 7 – Im Osten: Sitia, Petras, Russolakkos & Kato Sakros
Eine berühmte Statuette und ihre Herkunft
- Archäologisches Museum von Sitia
- Palaikastro-Kouros
- Ausgrabungsstätte von Petras
- Palast
- Ausgrabungsstätte von Russolakkos / Palaikastro
- Heiligtum des Diktäischen Zeus
- Ausgrabungsstätte von Kato Zakros
- Palast
Das Archäologische Museum von Sitia
Das Archäologische Museum von Sitia wurde 1984 eingeweiht, hundert Jahre nach den ersten offiziellen Ausgrabungen durch die Italienische Archäologische Schule.
Die größte und wichtigste Sammlung des Museums besteht aus Funden aus dem minoischen Palast von Kato Zakros, darunter einige Meisterwerke der minoischen Kunst. Das bekannteste Objekt der Sammlung und eines der schönsten Beispiele minoischer Kunst ist die chryselephantine des Palaikastro-Kouros.
Der Ausstellungsbereich des Museums ist durch Tafeln mit zweisprachigen Informationen in vier Abschnitte unterteilt. Die gesamte Sammlung deckt einen Zeitraum von etwa 4000 Jahren ab, der vom vom Spätneolithikum bis in die spätrömische Zeit reicht. Alle Grabungsfunde sind nach Herkunftsgebieten geordnet.
Gliederung der Sammlung:
- Statuette des Kouros von Palaikastro (Vorraum!)
- Funde aus dem Palast von Kato Zakros (Abteilung 2)
- Funde aus Nekropolen des geometrischen und archaischen Sitia (Abteilung 3)
- Exponate aus hellenistischer und römischer Zeit aus den Gebieten von Xerokambos, Ziros, Trypitos, Makry Gialos, Koufonisi, usw.
Der Palast von Petras
Die Palastanlage von Petras wird seit 1985 unter der Leitung von Metaxia Tsipopoulou systematisch ausgegraben und ist seit 2006 öffentlich zugänglich. Die Ausgrabungsstätte befindet sich in der Bucht von Sitia, ganz am Rande der Stadt. Die ältesten Teile der Palastanlage, die auf einem etwa 40 m hohen Hügel angelegt wurde, stammen aus mittelminoischer Zeit und datieren um 2000 v. Chr.
Das Areal des ersten zweigeschossigen Palastes umfasste etwa 2500 m2 und verfügte über einen zentralen Innenhof mit Entwässerungssystem. Eine Verteidigungsmauer befand sich an der Küste; Türme dienten der Beobachtung des Umlandes und der See. Der Kultbereich des Palastes war mit Orthostaten (rechteckige dekorierte Platten) ausgestattet. Ein Hieroglyphenarchiv enthielt Tontafeln mit kretischen Hieroglyphen und Siegeln. Um 1700 v. Chr. brannte der Palast bei einem wohl durch Erdbeben ausgelösten Feuer nieder und wurde um 1600-1480 v. Chr. abgewandelt rekonstruiert. Dieser neue Palast und die ihn umgebende Siedlung hatten in dieser Zeit die größte Ausdehnung. Zwei Häuser aus derselben Bauphase, eines davon ein Wohnhaus, das andere eine Kombination aus Wohnhaus und Weberei, die wohl für den Palast tätig war, wurden ebenfalls ausgegraben.
Das letzte Palastgebäude wurde um 1450 v. Chr. vollkommen zerstört, das Areal um 1300 v. Chr. wieder besiedelt. In byzantinischer Zeit (12. Jh.) diente der Palasthügel als Friedhof.
Ausführliche und bebilderte Informationen des Grabungsteams erhalten Sie hier: https://petras-excavations.gr/en
Die Grabungen von Palaikastro/ Russolakkos
Die minoische Siedlung von Russolakkos hat eine lange Grabungsgeschichte, die bis heute nicht abgeschlossen ist. Sie begann um 1900 und wurde mit großen Phasen der Unterbrechung überwiegend von Archäologen der British School of Archaeology in Athens durchgeführt. Seit 1986 graben L. Hugh Sackett und J. Alexander MacGillivray in Russolakkos und publizieren ihre Ergebnisse.
Die Stadt Russolakkos
Die auf einem Areal von etwa 600 x 600 m angelegte Stadt Russolakkos lag in der Antike direkt am Meer. Eine Besiedlung ist ab dem Ende der Jungsteinzeit (Kupferzeit) und zu Beginn der frühminoischen Zeit (um 2900 v. Chr.) nachweisbar. Etwa um 2000 v. Chr. entwickelte sich die vorpalastzeitliche Siedlung zu einer systematisch angelegten Stadt, die allerdings um 1760 v. Chr. durch ein Erdbeben zerstört wurde.
Der Wiederaufbau nach dem Erdbeben 1760 v. Chr.
Nach dem unmittelbaren Wiederaufbau verfügte die Stadt über mit purpurnen und blauen Schieferplatten gepflasterte Straßen mit einem ausgeklügelten Entwässerungssystem. Die meisten der gefunden Gebäude stammen aus der mittelminoischen bis spätminoischen Zeit (MM IIIB-SM IB).
Zerstörung bis auf die Grundmauern um 1500 v. Chr., erneuter Wiederaufbau und Aufgabe der Stadt
Um 1500 v. Chr. wurde Russolakkos bis auf die Grundmauern zerstört. Eine Schicht aus Vulkanasche, die vom Ausbruch des Thera stammt, wurde hier entdeckt und weitere Funde lassen darauf schließen, dass eine oder mehrere mindestens neun Meter hohe Tsunami-Welle die Stadt überschwemmte. Trotzdem wurde Russolakkos wieder neu aufgebaut, diesmal mit noch breiteren Straßen und Wohnblöcken, deren Häuser teilweise zweigeschossig waren und über Querfassaden, Peristylhöfe, Hausheiligtümer, Brunnen, Zisternen und Lagerräume verfügten. In einem dieser Häuser und auf der Straße davor, entdeckte man die in Einzelteile zerbrochene Statuette eines stehenden Jünglings, den sogenannten Palaikastro-Kouros. Die Statuette wird heute – in Anbetracht ihrer Bedeutung für das Kunstschaffen der Minoer – leider etwas stiefmütterlich im Museum von Sitia ausgestellt. Weitere Beben, Überfälle und Brände veranlassten die Einwohner Russolakkos ihre Stadt um 1250 v. Chr. aufzugeben.
Größter Kouros, sei gegrüßt!
Sohn des Kronos, Herr(scher) der Welt
Damals waren die Felder fruchtbar und das Recht herrschte unter den Menschen
Und reichtumsbringender Frieden regierte alle Geschöpfe dieser Welt.
AUS DEM HYMNUS AN DEN DIKTÄISCHEN ZEUS
Der Tempel des Diktäischen Zeus
Oberhalb von Sektor X wurde bereits 1904 eine in vier Teile gebrochene Kalksteinstele gefunden, die beidseitig beschrieben, den Hymnus an den diktäischen Zeus oder Hymnus der Koureten wiedergibt. Der junge virile Zeus wird darin als größter Kouros Sohn des Kronos angerufen, als allmächtiger Herrscher, der im Frühjahr sein Heiligtum besucht, um der Natur Fruchtbarkeit zu bringen.
Das Heiligtum wurde um 900 v. Chr. gegründet, es handelte sich dabei um ein Freilicht-Heiligtum, das anfangs nicht überdacht war. Da man davon ausgeht, dass kultische Zeremonien zu Ehren des diktäischen Zeus nachts oder in den frühen Morgenstunden stattfanden, erscheint der freie Blick auf den Sternenhimmel sinnvoll. Es ist davon auszugehen, dass in diesem Heiligtum Initiationsriten stattfanden, mit denen der Übertritt der Jünglinge zu Männern der Gesellschaft vollzogen wurde. Zwischen 500 und 150 v. Chr. befand sich dann ein Tempel an dieser Stelle, der reich mit Weihegaben ausgestattet war und auf eine Entwicklung vom lokalen Kultort hin zum Kultzentrum des antiken Ostkreta wurde. Erst Ende des 4. nachchristlichen Jahrhunderts wurde der Tempel wohl von fanatischen Christen geplündert und zerstört.
Die Grabungen von Kato Zakros
Der Palast von Zakros liegt in unmittelbarer Nähe von Kato Zakros und ist der vierte der großen minoischen Paläste. Ursprünglich könnte der Name des Ortes Dikta gelautet haben. Nur zufällig wurden die Überreste der großen Palastanlage entdeckt: Ein Bauer, dessen Felder in der fruchtbaren Küstenebene lagen, stieß beim Pflügen immer wieder auf große, behauene Quader und keramische Scherben. 1961 begannen dann systematische Ausgrabungen in diesem Bereich, da man vermutete, dass sich hier eine minoische Handelsstadt, vergleichbar mit Russolakkos oder Palaikastro, befand. Dass man auf den vierten minoischen Palast gestoßen war, galt als Sensation – zumal die Anlage weitestgehend unversehrt war und nicht geplündert wurde.
Ein bedeutender Fund, der hier gemacht wurde, war die Entdeckung eines Metall-Schmelzofens, der als der älteste bisher gefundene dieser Art gilt. Mittels Kanälen konnte die Luftzufuhr zum Ofen reguliert werden, in dem Erze und Holzkohle gestapelt wurden. Durch ein Ausgussloch floss die geschmolzene Bronze kontrolliert ab und konnte direkt weiterverarbeitet werden. In den umliegenden Wohnhäusern wurden zahlreiche Tongefäße und Vasen aus Bergkristall gefunden, die sich in den Archäologischen Museen von Iraklio und Sitia befinden.
Foto: Pixabay
Tag 8 – Auf den Spuren der Etokreter
Rückzugsorte der Etokreter
- Ausgrabungsstätte von Praisos
- Das Archäologische Museum von Ierapetra
Die Ausgrabungsstätte von Praisos
Am vorletzten Tag unserer Kreta-Reise besuchen wir noch einmal den Osten der Insel und sehen uns die Ausgrabungsstätte von Praisos näher an.
Die Bergstadt Praisos befindet sich etwa im Zentrum der Region Lasithi und damit im Hinterland von Sitia. Zwischen drei Hügelkuppen, also drei Akropolen, angesiedelt, liegen die Ruinen von Praisos heute oberhalb des Dorfes Nea Praisos. Die Ausgrabungen hier haben bereits Ende des 19. Jahrhuderts begonnen; das Italienische Archäologische Institut begann mit den Grabungen, die wenige Jahre von den Briten übernommen wurden.
Rückzugsort der Etokreter
In dem vergleichsweise schwer zugänglichen Gebiet sammelten sich die Minoer, die dem Einfall und wachsendem kulturellen Einfluß der mykenischen Griechen trotzten. Die Etokreter, die ursprüngliche, seit der Bronzezeit ansässige Bevölkerung Kretas, gründeten in dem gut zu kontrollierenden Gebiet mehrere neue Siedlungen, darunter auch Praisos, dessen Besiedlung seit der spätminoischen Zeit (1370-1320 v. Chr.) bis hinein in die subminoische Zeit (1100-1000 v.Chr.) gesichert ist.
Um 1000 v. Chr. wählten die Etokreter Praisos als Rückzugsort und entgingen damit weitestgehend den kulturellen und politischen Einfluß der Invasoren. Sie konnten die minoische Sprache bis in die hellenistische Zeit bewahren, obschon das griechische Alphabet verwendet wurde.
Praisos gewinnt an wirtschaftlichem Einfluss
Etwa ab dem 5. vorchristlichen Jahrhundert wurde Praisos zum wichtigsten Ort der Etokreter. Die Stadt war mit Stadtmauern befestigt und prägte eigene Münzen. Ihr Einflussbereich erstreckte sich im Norden und Süden bis an die Küste und beinhaltete damit zwei Seehäfen, den von Sitia im Süden und den von Stalai im Norden. Das ganz im Osten gelegene Palaikastro mit dem bedeutenden Heiligtum des Diktäischen Zeus gehörte ebenfalls zum Bezirk von Praisos.
Praisos gewann immer mehr an Einfluß und wirtschaftlicher Stärke und verbündete sich schließlich in der ersten Hälfte des 3. Jhs. v. Chr. zusammen mit Knossos und anderen kretischen Städten mit der Handelsstadt Milet, die auf dem kleinasiatischen Festland liegt. Der Bund verhalf Praisos zu noch mehr Reichtum und Macht und zog eine Ausdehnung des Hoheitsgebietes der Stadt nach sich.
Im Verbund mit 31 weiteren Städten der Insel ging Praisos im 2. Jh. v. Chr. eine mächtigen Allianz mit dem pergamenischen König Eumenens II. ein, die den Frieden von Apamai zur Folge hatte. Trotzdem wurde die Stadt zwischen 145-140 v. Chr. von der ebenso mächtigen, aber mit Rhodos assoziierten Stadt Hierapytna (Ierapetra) angegriffen und annektiert. Praisos war zu mächtig geworden.
Praisos – Die Stadt auf drei Akropolen
Der Verwaltungsbezirk der Stadt, die Wohn- und Handwerkerviertel und das Tempelareal befanden sich im Bereich der ersten und der zweiten Akopolis, die durch einen Bergsattel miteinander verbunden waren. Eine Begrenzungsmauer umgab das betreffende Areal. Die dritte Akropolis befand sich außerhalb dieser Mauern und war ausschließlich für kultische Handlungen vorgesehen.
Die erste Akropolis
Die erste Akropolis beherbergte ein dem Dikätischen Zeus geweihtes Heiligtum aus geometrischer Zeit und Reste eines Kybele-Heiligtums, zu dem auch eine der Muttergöttin geweihten Kulthöhle gehörte. Die dort gefundenen Artefakte werden heute in den archäologischen Museen von Sitia und Iraklio aufbewahrt. Die Überreste eines Andreion, also eines Männerhauses, befinden sich unterhalb der ersten Akropolis.
Die zweite Akropolis
Die Grabungen auf der zweiten Akropolis brachten weniger Funde zutage. Dennoch lohnt es sich, den Hügel zu erklimmen, denn hier hat man einen phantastischen Ausblick und gerade für Naturliebhaber, gibt es eine reiche Pflanzenwelt zu entdecken.
Die dritte Akropolis
„Hügel der Altäre“ wir der dritte, südliche Hügel genannt, den wir im Anschluß besteigen wollen. Sichtbar sind hier noch die Temenosmauer, also die Mauer, die den heiligen Bezirk umgibt, einige Kultstätten aus dem 5. Jh. v. Chr. sowie ein der minoischen Schlangengötttin geweihter Altar. Hier wurden auch etokretische Inschriften gefunden.
Die Gräber von Praisos
Tholos- und Kammergräber wurden vor allem im antiken Stadtgebiet und um die heutige Ortschaft Nea Praisos herum entdeckt worden. Sie liegen machmal sehr versteckt, aber unser Guide kennt den Weg! Die großen Tholos-Gräber sind teilweise zu besichtigen, die Fundstücke, die dort entdeckt wurden, sind im Museum ausgestellt.
Das Megalithische Haus
Das große Gebäude, das ganz in der Nähe der Kapelle Agios Kontantinos liegt, wurde, den dort gemachten Funden nach zu urteilen, als Warenlager genutzt. Ein kleines Quellheiligtum mag mit dem Lager in Verbindung gestanden haben. Es war wohl einer minoischen Quellgöttin gewidmet, da auf dem Areal mehrere weibliche Votive aus Terrakotta gefunden wurden. Eine Wasserleitung führte von dort aus in die Stadt; auch hiervon sind noch Reste zu erkennnen.
Das Archäologische Museum von Ierapetra
Das Archäologische Museum von Ierapertra öffnete bereits Ende des 19. Jahurhunderts seine Pforten. Es war von den „Freunden der Bildung“, den Ierapetra Philekpaideutikos, mit dem Ziel gegründet worden, die Funde der Region zu erforschen, zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die ausgestellten Artefakte datieren etwa vom 3. Jtsd bis ins 5. Jh. v. Chr. Ausgestellt werden Sarkophage, Keramik aus verschiedenen Epochen, Inschriften und Münzen sowie zahlreiche Terrakottafiguren.
Tag 9 – Zum krönenden Abschluss…
Prestigeprojekt Museum
- Das Archäologische Museum von Rethymno
- Eleutherna, Archäologischer Park und Museum
- Ausgrabungsstätte von Tylissos
Das Archäologische Museum von Rethymno
Am letzten Tag unserer Exkursion fahren wir zuerst nach Rethymno und besuchen dort das Archäologische Museum, wo die im Umland bei Grabungen entdeckten Funde gezeigt werden. Ausgestellt sind dort unter anderem Fundstücke neolithischer Zeit aus der Höhle der Grani (Nähe Chania) und der Höhle bei Elenes. Dazu gehören Idole, Lanzenspitzen, Steinwerkzeuge, Schmuck und Keramik, minoische Äxte, Votivfiguren, Siegelsteine und Urnen. Einige ägyptische Gegenstände, die ebenfalls gezeigt werden, belegen anschaulich die Handelsverbindungen der Kreter nach Afrika. Aus hellenistischer und römischer Zeit stammt eine Sammlungen von Glasgefäßen, Lampen, Idolen, Marrmorköpfen und Gewandstatuen. Besonders schön ist die Skulpturengruppe „Satyr und Dionysos“. Von dem in der Bucht von Agia Galina gefunden römischen Schiffswrack stammen unter anderem die Bronzefigur eines nackten Kriegers, die bronzene Büste einer Frau und eine Pferdestatuette aus Eisen.
Das Archäologische Museum und der Archäologische Park von Eleutherna / Eleftherna
Der Besuch des Archäologischen Museums von Eleutherna ist sicherlich ein Höhepunkt unserer Reise. Als eines der modernsten Museen des Landes bietet es nicht nur eine didaktisch hervorragend arrangierte Ausstellung antiker Artefakte, sondern auch viel Raum für Forschung und wissenschaftliches Arbeiten, Events und mehr.
Das Museum beherbergt auf 1800 m2 in drei Hallen eine phantastische Sammlung, die dem Besucher das Leben im antiken Stadtstaat Eleutherna nahe bringen soll. Ergänzt werden die Informationen durch Kurzfilme, die den Alltag der antiken Stadtbevölkerung anschaulich zeigen. Neben der ständigen Ausstellung befinden sich noch weitere Räume für Sonderausstellungen im Museum sowie ein Forschungszentrum, eine Bibliothek, Labore und Archive, in denen die Funde wissenschaftlich bearbeitet werden.
Das Museum von Eleutherna wurde am 19. Juli 2016, einer Vollmondnacht, in Anwesenheit des griechischen Staatspräsidenten Prokopis Pavlopoulos eröffnet und gilt als didaktisches Prestigeprojekt. Neben den großen Museen von Athen, Olympia und Vergina ist das Museum von Eleutherna einer der bedeutendsten (und schönsten) Ausstellungsorte in Griechenland. Der gesamte Komplex besteht aus dem Museumsgebäude, einem seitlich angegliederten Theater und einem phantastisch angelegten Archäologischen Park und umfasst ein Gelände von etwa 12.000 Quadratmetern, auf dem sich auch die Nekrolpole von Orthi befindet.
Der Komplex fügt sich in die noch unberührte Landschaft des Psiloritis-Massivs ein und man hat von hier aus einen phantastischen Blick auf das Mittelmeer. Für Freunde der kretischen Pflanzenwelt bietet sich im Park ein Streifzug durch die antike und rezente Fauna Kretas an. Gerade die nachhaltige Anpassung der Architektur und Parkanlage in die Landschaft war dem Leiter des Museumsprojektes, Nicholas Stampolidis, besonders wichtig. Er leitet die Ausgrabungen von Eleutherna seit über 30 Jahren und vermied intensive Eingriffe in die Landschaft, indem das Grabungsteam auf schwere Grabungsmaschinen verzichtete und die Ausgrabungen per Hand durchführte.
Eine Tour durch den archäologischen Park von Eleutherna
Im äußerst gepflegten archäologischen Park können die ausgegrabenen Ruinen der antiken Stadt Eleutherna besichtigt werden. Man kann dort auf schattigen Wegen spazieren, die eigens von den Archäologen des Museums angelegt wurden, um den Besuchern die Anlage der Stadt näher zu bringen. Auch die Nekropole von Orthi Petra aus dem 9.-6. Jahrhundert ist zu besichtigen. Hier sind einige äußerst spannende Funde gemacht worden, die man im Museum besichtigen kann.
Die Ausgrabungsstätte von Tylissos
Der letzte Reisepunkt wird die Besichtigung der Ausgrabungsstätte von Tylissos sein, das ganz in der Nähe von Iraklios internationalem Flughafen liegt.
Erstmalig erwähnt wurde Tylissos 1837 von Robert Pashley, einem englischen Reiseschriftsteller. Einige Jahre später erhielt sein Landsmann, der Vizeadmiral und Geologe Thomas Spratt (1811-1888) den Auftrag der Krone, das Mittelmeer zu kartographieren. 1851 lokalisierte er die antike Stadt Tylissos und berichtete überrascht von ihrer großen Ausdehnung. Seine kartographischen Angaben dienten den Ausgräbern in den folgenden Jahrzehnten als Markierungen.
Ab 1909 erkundete Joseph Chatzidakes, Gründer des Archäologischen Dienstes von Kreta und des Archäologischen Museums von Iraklio, das Areal und veranlasste dort systematische Grabungen. Diese brachten Gräber und die drei heute zu besichtigenden minoischen Gebäude (Gebäude/Megaron A, B und C) zutage. Nikolaos Platon und Zacharias Kanakis führten die Grabungen in den 1940er Jahren fort, die von Platon 1955 zum Abschluß gebracht wurden. In den 1970er Jahren fanden noch zwei Kampagnen statt, die von Athanasia Kanta geleitet wurden.
Tylissos war über einen langen Zeitraum hin bewohnt und stand in enger Verbindung zu Knossos. Die in Tylissos ausgegrabenen Gebäude sind den in Knossos entdeckten sehr ähnlich. Auch die Ausstattung mit Fresken, von denen in Tylissos Fragmente entdeckt wurden, entspricht den knossischen Standards. Die Lage und Ausstattung der Stadt verweist auf ihre wichtige Funktion als wirtschaftliches und religiöses Zentrum an der Passage nach Westkreta und ins Idagebirge.
Die Abreise
Nach der Besichtigung von Tylissos ist die Exkursion beendet und der Reisebus wird Sie zum Flughafen von Iraklio bringen.
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